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Mein bisheriges Leben

so kurz wie möglich

Nicola, 62 Jahre alt, seit 40 Jahren mit dem gleichen Mann zusammen, verheiratet seit 39 Jahren. Wir haben je zwei erwachsene Töchter und Söhne, einen Schwiegersohn, zwei Enkelinnen und zwei Enkel im Kindergarten- und Grundschulalter. Unsere Kinder sind alle aus dem Haus, aber im Rheinland geblieben. Mehr als zwei Drittel meiner Lebenszeit verbringe ich in Bonn und die Hälfte meines Lebens in unserem inzwischen abgezahlten Reiheneckhaus in einem sozial sehr diversen Stadtteil. Aus gesundheitlichen Gründen wurde ich im August 2018 in den Ruhestand versetzt.

 

Insgesamt war ich 33 Jahre als Pfarrerin der Evangelischen Kirche im Rheinland tätig – die meiste Zeit als Schulpfarrerin, aber auch in der Altenheimseelsorge, eher weniger in Kirchengemeinden. Während meines Studiums der Evangelischen Theologie in Bonn lernte ich meinen Mann in einem Chor kennen. Mein Mann (*1948) war als Jurist im Innenministerium (=BMI) tätig, ist aber schon seit 2010 Jahren im Ruhestand.

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Mein Mann und ich bei meiner Ordination (1987)

Aufgewachsen bin ich in Duisburg in einem großen Haus, Baujahr 1928. Mein Vater war Leiter eines Gymnasiums, auf dem mein älterer und mein jüngerer Bruder das Abitur machten. Ich selbst besuchte bis zum Abitur eine Evangelische Schule im Düsseldorfer Norden. Meine Mutter war Hausfrau. Außerdem lebten bis zu deren Tod ihre Eltern mit im Haus. Alles in allem ist meine Herkunft gutbürgerlich. Was sie darüber hinaus für meine innere und äußere Entwicklung bedeutete, davon werden meine Blogbeiträge erzählen. Nur so viel vorweg: Mit fünf brachte meine Oma mir Häkeln und Stricken bei. Seitdem heißt es für mich: Nie ohne meine Handarbeit.

 

Vor vier Jahren erkrankte ich – Diagnose MSA-C (= Multisystematrophie, C steht für Cerebellum, zu deutsch Kleinhirn). Hierbei handelt es sich um eine seltene, weitgehend unerforschte, unheilbare, rasch fortschreitende, Lebenszeit verkürzende neurodegenerative Erkrankung. Informiert man sich im Internet, so braucht man einen umfangreichen Wortschatz medizinischer Fachausdrücke. Wenn der nicht zur Verfügung steht, sagen einem die Beiträge wenig.

 

Meine Erklärung mit eigenen Worten geht so: Mein Kleinhirn schrumpft (atrophiert). Es kann die Arbeit, für die es da ist, immer weniger leisten. Die Symptome sind denen des Morbus Parkinson ähnlich, meine Erkrankung gehört zu der Gruppe der „atypischen Parkinsonerkrankungen“. Inzwischen bin ich auf einen Rollstuhl angewiesen. Mein Sprechen ist schwer verständlich. Was immer ich tue, es geht nur im Zeitlupentempo voran. Fast nichts geht ohne Hilfestellung - außer Schreiben am PC, Häkeln und Stricken. Seit Januar 2021 lebt deshalb eine Pflegekraft aus Osteuropa bei uns.

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Motivation und Gründe, einen Blog zu erstellen und mit Beiträgen zu füttern

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  • Schon ein Formular handschriftlich auszufüllen, ist eine feinmotorische Herausforderung, während „Tippen“ noch gut klappt. Telefonieren wird immer frustrierender und anstrengender, weil man mich immer schwerer versteht.

  • Hin und wieder verschicke ich per Mail und WhatsApp meine Texte – auch längere. Anscheinend wird von mir Verfasstes gern gelesen. „An deiner Stelle würde ich ein Buch schreiben.“, ist mir schon öfters empfohlen worden. Ich fühlte mich geschmeichelt und suchte schon seit einiger Zeit nach einer Möglichkeit, dieser Empfehlung zu folgen. Aber für ein Buch fehlen mir Energie und Antrieb und früher hatte ich zu viel mit Beruf und Familie zu tun.

  • Weder in gesunden Zeiten noch in Zeiten meiner Erkrankung empfinde ich mein Leben als bedeutungslos. Wenn eines sicher ist, dann dieses: Gelangweilt habe ich mich fast nie!

  • Voraussichtlich wird die durchschnittliche Lebenserwartung von mir um etliche Jahre unterschritten. Also sind Rückschau und Bilanz durchaus sinnvoll – und zwar solange ich noch dazu in der Lage bin.

  • Ich bin mehr als meine Erkrankung. Deshalb geht es mir darum, ihr nur den Raum zu geben, der angemessen ist. Ich bin – das zeigt ja schon mein erlernter Beruf – gläubige Christin, evangelisch sozialisiert. Sowohl die Eingrenzung des Krankheitsraumes wie auch eine für mich stimmige Antwort des christlichen Glaubens auf mein gesamtes Leben müssen errungen, erarbeitet, erprobt und formuliert werden. Das kann und möchte ich nicht allein tun, sondern mit anderen zusammen.
     

Ein Blog ist kein Monolog. Ich rechne mit euren Kommentaren, denn ich hoffe, die Geschichten meines Lebens haben mit euch zu tun. Erkennt euch wieder, grenzt euch ab, widersprecht – nehmt Stellung, wie auch immer.

Ordination Nicola Löser-Rott
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